Am ersten Tag stand dabei zunächst im Zeichen des Kennenlernens. Unter der Anleitung von Johanna Hecke, Bildungsreferentin der Benediktushöhe, ging es in der vormittäglichen Vorstellungsrunde insbesondere auch um die Erwartungen der Teilnehmer an das Programm. Der Nachmittag wurde unter der Überschrift „Wo stehe ich?" gestaltet. An Fragestellungen wie „Wo komme ich her?", „Mit welchen Zielen bin ich nach Deutschland gekommen?", „Wo stehe ich jetzt?" oder „Was hindert mich, meine Ziele in Deutschland zu verwirklichen?" entlang, konnte unter Einsatz verschiedenster methodischer Hilfsmittel eine erste Standortbestimmung mit den Jugendlichen erarbeitet werden. Im Mittelpunkt stand dabei die Erkenntnis, dass man selbst manch wichtigen Fortschritt nicht selbst beeinflussen kann und in solchen Situationen geduldig bleiben müsse.
Am zweiten Tag schob Kevin Walz, Student der Political and Social Studies, den Fokus auf das deutsche Grundgesetz und das politische System der BRD. Besondere Bedeutung kamen hier den demokratischen Grund- beziehungsweise Menschenrechten als Basis der gesellschaftlichen Ordnung Deutschlands zu. Dieter Wagner, der ehemalige Leiter des Hauses für soziale Bildung, berichtete von seiner Arbeit als 2. Bürgermeister von Bergrheinfeld. In seiner Präsentation widmete er sich vor allem den Aufgabenbereichen von Kommune, Gemeinderat und Bürgermeister und ging ausführlich auf die zahlreichen Fragen der Jugendlichen ein.
Den letzten Tag gestalteten Johanna Hecke und Kevin Walz gemeinsam. Auftakt des Vormittagsprogramms bildete eine Wiederholung zu den am Vortag behandelten Grundrechten. Anschließend erläuterten die Referenten die verschiedenen möglichen Ausbildungswege in Deutschland und gaben vielfältige Informationsmaterialien der Bundesagentur für Arbeit. Die Zeit vor dem Mittagessen nutzten die Jugendlichen für einen Spaziergang durch die Retzbacher Weinberge. Nach einer letzten Reflexionsrunde am Nachmittag traten die Teilnehmer die Heimreise an.
Während den drei Seminartagen hatten die Jugendlichen, die normalerweise überwiegend in der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge des Caritasverbandes Main-Spessart in Altfeld untergebracht sind, Zimmer auf der Benediktushöhe bezogen. Für die kulinarische Versorgung zeigte sich die hauseigene Hauswirtschaft verantwortlich. Das gesamte Programm wurde komplett in deutscher Sprache gestaltet. Die jungen Flüchtlinge hinterließen mit ihren bereits guten Deutschkenntnissen, ihrer stets höflichen und freundlichen Art, sowie ihrer motivierten Mitarbeit während des inhaltlichen Programms einen bleibenden Eindruck bei den Mitarbeitern der Bildungsstätte, die solche Seminare künftig regelmäßig anbieten wollen.
Antonia Sielger, Leitung der Wohngruppe umF